Besuch von Andreas Papp (SOS Kinderdörfer weltweit) bei unserem Projekt in Kabul

Unser Vorstandsmitglied Afschin Samandar verbrachte einige Tage mit Herrn Papp in Kabul und fasste seine Eindrücke in diesem Bericht zusammen.

Diesen Monat hatten wir die Ehre einen ganz besonderen Gast zu empfangen. Seit geraumer Zeit unterstützen die SOS Kinderdörfer weltweit das Straßenkinder-Projekt von KUFA e.V. in Kabul.

Die Förderung seitens SOS kam durch den Konkakt von Frau Hörmann, der Vorstandsvorsitzenden des ehrenamtlichen Vereins "Gutes Tun" aus Österreich, mit Herrn Dr. Vyslozil, dem Vorstandsvorsitzenden der SOS Kinderdörfer weltweit in Deutschland, vor zwei Jahren zustande. Seit diesem Jahr ist Herr Dr. Vyslozil auch Ehren-Vorstandsmitglied von KUFA e.V. Wir sind sehr dankbar, so eine professionelle und erfahrene Person als Teil unserer Organisation zu haben.

Um unseren Gast zu begleiten, reiste unser Vorstandsmitglied Afschin Samandar einen Tag vorher nach Kabul, um zusätzlich den ganzen Aufenthalt von Herrn Papp zu begleiten.

Am 04.04. empfingen wir unseren Gast, Herrn Andreas Papp, um 07.30 am Kabuler Flughafen. Durch den stockenden Verkehr kamen wir 45 Minuten später im Zentrum von KUFA an. Vor Ort haben wir Herrn Papp durch das Zentrum geführt. Zunächst zeigten wir ihm die verschiedenen Klassen und praktischen Kursen und in diesem Zuge stellten wir ihm alle unserer Lehrer vor.

Nach dem Einblick in die regulären Unterrichtseinheiten statteten wir unserem Teppichwebkurs und danach den Tischler-, Kerbkunst und Elektrikkurs einen Besuch ab. Am Ende der Tour durch unser Zentrum wurde Herr Papp mit einem kleinen Kulturprogramm seitens unserer Kinder überrascht:

Im gemeinsamen Aufenthaltsraum wurde er von unserer begabten Musikergruppe, die der Hindu- und Sikh-Religion angehören, herzlichst mit einem kleinen Konzert empfangen und unterhalten.

Nach dem Essen legte Herr Papp sich gesättigt schlafen. Unsere Schüler waren vor Begeisterung so laut, dass Herr Papp leider nur eine Stunde schlafen konnte.

Denn neben dem Gästezimmer im Zentrum findet der Computerkurs statt. Da die Kinder zuhause keine Computer haben, findet dieser Kurs unter den Kindern und Jugendlichen den meisten Andrang und wird voller Eifer und lautstark besucht.

Nach dem kurzen Nickerchen zeigten wir Herrn Papp den Verarbeitungsraum der Wolle. Dort empfingen unsere Damen, die die Wolle mit den Webstühlen zu Garn spinnen, ihn herzlich. Herr Papp ergriff direkt Initiative und fragte die Frauen, was sie für den Textilzweig in unserem Zentrum noch benötigen würden. Sie alle waren sich einig, dass sie noch Nähmaschinen gebrauchen könnten, um den gewonnen Garn dann selbstständig innerhalb des hauseigenen Textilzweigs verarbeiten zu können.

Somit wäre es uns möglich den Damen eine nachhaltige Produktionsstätte für handgefertigte Textilwaren zu schaffen und von dem Verkauf dieser Waren die anfallenden Materialkosten für den zukünftigen Erhalt dieses Textilzweigs und Gehälter für die Frauen selbst zu finanzieren. Nach und nach könnten die Frauen sich somit komplett selbstständig machen. Diesen Vorschlag begrüßten die Frauen sehr und freuen sich bereits sehr auf die Nähmaschinen.

Für die letzte Stunde Unterricht an dem Tag gesellte sich Herr Papp mit uns zu den Schülern im Computerkurs.

Am Abend besprachen wir noch gemeinsam Ideen für die Planung von weiteren Maßnahmen, um die Selbstständigkeit aller Projektteilnehmer im Zentrum zu fördern und dessen nachhaltigen Erhalt zu gewährleisten.

05.04.2017

Am Morgen des 05. April frühstückten wir zunächst mit den Lehrern im Zentrum um 7.45 Uhr, wonach wir dann pünktlich um 8 Uhr wieder den Unterricht der Kinder besuchten.

Eines unserer Mädchen namens Reboba ist eine ausgesprochen talentierte Künstlerin. Leider kann sie aufgrund ihrer Behinderung weder ihrer Hände noch ihre Beine benutzen und sitzt im Rohlstuhl. Da sie ihre Finger und Zehen nicht zum Zeichnen benutzen kann, hat sie sich beigebracht, mit dem Mund zu zeichnen und zu malen. Das begabte Mädchen hat mittlerweile 80 Kunstwerke angefertigt. Bis vor kurzer Zeit hatte sie nicht einmal einen Kunstlehrer. Seit sie professionellen Unterricht erhält, zeichnet und malt sie mit noch mehr Expertise.

Ihre Mutter brachte einige ihre Bilder mit ins Zentrum, und so erstellten wir ganz schnell und spontan eine kleine aber wunderschöne Ausstellung. Herr Papp war ausgesprochen begeistert von ihren Bildern. Reboba erzählte uns allen dann noch ausführlich, was sie sich beim Malen jedes Bildes gedacht hatte und welche Aussage jedes Bild besitzt.

Sie wünschte sich zuletzt von Herrn Papp, dass er und die SOS Kinderdörfer weltweit oder andere Organisationen es ihr ermöglichen, eine Ausstellung in Österreich oder einem anderen Land außerhalb Afghanistans zu haben bei der sie anwesend sein kann, um den Leuten einen besseren Eindruck von der Bedeutung ihrer Bilder und von sich als Person und Künstlerin geben zu können.

Nach einigen Stunden machten wir mit allen Kindern zusammen einen besonderen Ausflug. Gemeinsam bestiegen wir den Berg hinter unserem Haus. Die Kinder, die aus Freude an sportlicher Aktivität bereits öfter auf dem Berg waren, hatten im Vorfeld schon gewusst, was sie erwartet. Die anderen Kinder und Lehrer waren ein wenig überrascht, wie anstrengend es doch sein kann auf einen Berg zu steigen. Da kam der ein oder andere ganz schön ins schwitzen und musste hier und da mal ein Päuschen einlegen.

Am Plateu des Berges angekommen, ruhten sich die Kinder und Lehrer erst einmal ein wenig aus. Doch schon bald darauf wurde lautstark und voller Lebenslust gespielt, getobt und die wunderbare Aussicht genossen.

Nach der freien Spielzeit stiegen die Kinder in kleinen Gruppen gemeinsam auf den Berg, wo sie wunderschöne Bergblumen pflückten. Daraufhin versammelten sich alle Kinder, Jugendlichen und Lehrer in einem riesengroßen Kreis, in dessen Mitte die Kinder nacheinander akrobatische Kunststücke vorführten. Vor Begeisterung riefen die Kinder immer wieder neue Namen von anderen Kindern auf, um diese zum Show-Act zu motivieren.

Nach diesen coolen Sporteinlagen und Kunststücken bedankten wir uns alle ganz herzlich bei den Kindern, genossen noch ein wenig die Aussicht und sitegen dann zusammen den Berg hinunter, um uns wieder auf den Weg ins Zentrum zu machen.

Im Zentrum angekommen, wartete auf uns glücklicherweise schon das leckere Mittagessen. Nach unserer sportlichen Aktivität kam das Essen wie gerufen. Danach gab es zum besonderen und süßen Abschluss noch afghanischen "Shirchoi" (Schwarztee mit Milch und Zucker) und Kuchen.

Herr Papp hatte am Vormittag ja bereits Initiative ergriffen und die Frauen, die die Wolle zu Garn verarbeiten, gefragt was sie noch benötigen würden. Sie brauchen sehr dringend Nähmaschinen, weshalb sich Herr Papp heute dazu entschied schon mal den ersten Schritt zu machen und die erste Näh- und Stickmaschine zu beschaffen. Leider gab es in allen Läden nur noch Second-Hand-Maschinen, die nicht mehr auf dem neuesten Stand waren, weshalb sich der Kauf dieser nachhaltig nicht lohnen würde. Aufgrunddessen hat unser Fahrer Herr Papp direkt eine kleine Stadtrundfahrt angeboten und Herr Papp stimmte willig ein. Trotz Regen konnte er einige Eindrücke der Stadt gewinnen.

Wieder im Zentrum angekommen, erwarteten die Tischlerjungs und einige Lehrer Herrn Papp bereits. Wir hielten eine enorm produktive Gesprächsrunde ab. Neben Feedback beiderseits haben wir uns gemeinsam weitere Maßnahmen für die Verbesserung des derzeitigen Projekts überlegt.

Nach der Verabschiedung von Herrn Papp seitens der Jungs und den Lehrern haben sich Baqi und Afschin Samandar noch einmal zum Abschluss der Reise mit Herrn Papp zusammengesetzt, um die Reise und den gemeinsamen Aufenthalt mit ihm vor Ort revue passieren zu lassen. Die geplanten Konzepte für den Ausbau und die nachhaltige Sicherung des Projektes sowie die geplante Selbstständigkeit der Projektteilnehmer soll nun nach und nach realisiert werden.

Zum Beispiel soll noch ein praktischer Zweig hinzukommen: Das Töpfern. Hier können sich die Kinder praktisch ausdrücken und ihre künstlerischen Fähigkeiten ausbauen. Alle produzierten Waren aus den praktischen Zweigen sollen in Zukunft im Ausland verkauft werden.

Nach der gemeinsamen Gesprächsrunde mit Herrn Papp aßen Herr Baqi und Afschin Samandar und die Lehrer, die im Zentrum übernachten, noch gemeinsam zu Abend. Anschließend legte Herr Papp sich schlafen, um am nächsten Tag seine Heimreise um kurz nach 5 Uhr ausgeschlafen antreten zu können.

Am nächsten Morgen genossen Herr Papp und Afschin nach einem kleinen Frühstück noch den wunderschönen Ausblick vom Dach des Zentrums auf die atemberaubende Berglandschaft Kabuls. Unter dem Eindruck dieser wundervollen letzten Bilder und Momentaufnahmen machten sich Herr Baqi und Afschin Samandar gemeinsam mit Herrn Papp auf den Weg zum Flughafen.

Am Flughafen verabschiedeten wir Herrn Papp herzlich und bedankten uns bei ihm von ganzem Herzen, dass er sich zur Besichtigung des Straßenkinder-Projektes nach Afghanistan aufgemacht hatte, um uns für die Zukunft zu helfen.

Falls er gerade mitlesen sollte: An dieser Stelle nochmal ein ungeheures und riesiges Dankeschön von ganzem Herzen! Wir freuen uns sehr, Sie wieder bei uns in Kabul zu empfangen, und heißen Sie jederzeit als unseren Gast willkommen! Danke für Ihre Zeit und vor allem für Ihre Hilfe!

Beste und Liebste Grüße, KUFA e.V.

Geschrieben am