Zusammentreffen der Kinder und Familien Im Februar 2017

Auch in diesem Monat kamen die Kinder und ihre Angehörigen wieder zum Treffen mit Essen und Geldauszahlung zu uns ins Förderzentrum.

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Besonders jetzt im Winter bereiten sich die Kinder sehr fleißig auf die Schule vor, da bald Klausuren anstehen. Die Kinder erscheinen alle regelmäßig im Zentrum und erhalten dort über die Unterrichtseinheiten hinaus die Möglichkeit, jederzeit Nachhilfe in Anspruch zu nehmen und sich von den Lehrern helfen zu lassen, falls sie etwas nicht verstehen.

In Afghanistan gehen die Kinder entweder vor- oder nachmittags in die Schule. Zur jeweils anderen Tagesszeit können die Kinder neben dem regulären staatlichen Unterricht unsere Nachhilfe in Anspruch nehmen, die auch anspruchsvoller ist. Durch die Unterstützung unserer 13 Lehrer bekommen die Kinder keine Schwierigkeiten mehr in der Schule. Jedes Kind wird individuell unterstützt, und die Lehrer sorgen dafür, dass die Kinder den Unterrichtsstoff nicht nur auswendig lernen, sondern verinnerlichen.

Der Unterricht in unserem Zentrum

Die wesentlich bessere Betreuung der Schüler bei uns im Vergleich zu den offiziellen Schulen wird nicht nur durch die geringere Größe unserer Klassen ermöglicht (bei uns im Zentrum werden maximal 30 Kinder in einer Klasse unterricht). Es wird den Kindern und Jugendlichen, die lange auf der Straße gearbeitet haben, auch die Angst genommen, zu versagen, weil wir die Kinder im Zentrum keine Klausuren schreiben lassen. Ab und an gibt es schrifliche und mündliche Tests zur Überprüfung und Abfrage des Lernstoffs. Diese Tests werden jedoch nie benotet.

In einem liebevollen und sicheren Umfeld entwickeln alle Projektteilnehmer Freude und Spaß am eigenständigen Lernen, auch die erwachsenen Familiehnangehörigen, was enorm wichtig ist.

Dadurch, dass viele Kinder ihr Leben lang nur auf der Straße gearbeitet haben, statt zur Schule zu gehen, ist dieser Ansatz sehr wichtig. Sie machen bei uns die Erfahrung, dass sie selbst lernen können. Anfänglich geht es den meisten Kindern so, dass sie am theoretischen Lernen keine Freude haben, weil sich die Erfolge "nur" als verinnerlichtes Wissen zeigen, ohne direkte Erfolgserlebnisse. Deshalb ist es uns sehr wichtig, dass den Kindern ein angenehmes Lernumfeld geboten wird.

Bei Bedarf erhalten sie zunächst Alphabetisierungskurse und psychologische Betreuung von einer professionellen Psychologin. Daraufhin entscheiden sich die Kinder und Jugendlichen für einen praktischen Zweig, den sie neben den regulären Unterrichtseinheiten im Zentrum verfolgen möchten. Derzeit haben sie die Wahl zwischen dem Elektrizitäts-, Tischler-, Holzkerbkunst- und Teppichwebkurs. Diese praktischen Kurse ermöglichen es den Kindern, ohne Angst eine Tätigkeit auszuüben, bei der sie kreativ ihre eigenen Fortschritte wahrnehmen und sich zunächst einmal ungeheuerlich über ihren eigenen Fortschritt freuen. Die Erfahrung, etwas besonderes zu sein und selbständig lernen und etwas erreichen zu können, haben sie auf der Straße nie machen können.

Die Kinder und Jugendlichen blühen in den praktischen Kursen regelrecht auf und sind in der Folge auch bereit, das theoretische Lernen in Angriff zu nehmen. Sie haben zudem stets die Möglichkeit die praktischen Kurse gänzlich zu wechseln oder sie abwechselnd zu besuchen. Außerdem können die Kinder nebenbei auch den neuen Kalligraphie- und/oder den Mal-Kurs besuchen.

Der Tagesablauf

Die Kinder, die vormittags ins Zentrum kommen, erhalten dort erst einmal ein Frühstück und besuchen dann von 8.00 bis 11.00 Uhr die theoretischen und praktischen Kurse. Dann essen sie zu Mittag und gehen zur Schule.

Die Kinder, die nachmittags ins Zentrum kommen, essen gemeinsam zu Mittag mit den Kindern aus der ersten Gruppe und besuchen dann von 13.00 bis 16.00 Uhr die praktischen und theoretischen Kursen.

Insgesamt gibt es vor- und nachmittags jeweils 6 Klassen mit 20 bis 30 Schülern.

Durch den Aufenthalt der Kinder im Zentrum können wir ihnen zugleich das Lernen schmackhaft machen und sicher gehen, dass sie nicht weiter auf der Straße arbeiten oder sich dort rumtreiben.

Besondere Betreuung

Da wir in Kontakt mit den Lehrern aus den Schulen unserer Kinder stehen, haben wir schnell erfahren, dass drei der Kinder, Tauhid, Sariyallay und Rohid nicht regelmäßig zur Schule gegangen sind. Die Eltern haben sich nicht um den Schulbesuch gekümmert und darüber hinaus die Kinder selbst grob vernachlässigt. Aufgrunddessen schlafen die Kinder nun nach Absprache mit den Eltern, die derzeit nicht in der Lage sind, sich kindgerecht um sie kümmern zu können, in unserem Förderzentrum. Dort werden sie von Herrn Baqi Samandar und drei weiteren Lehrern betreut und unterstützt, die selbst seit nun fast drei Jahren im Zentrum wohnen, da sie aus Badakhshan kommen, einer weit von Kabul entfernten Region.

Die betroffenen Kinder erhalten intensivere und regelmäßigere psychologische Betreuung als zuvor. Außerdem werden die Kosten ihrer Verpflegung gänzlich von uns übernommen. Die erweiterte Betreuung soll solange aufrecht erhalten werden, bis sich die Situation ihrer Eltern wieder gebessert hat.

Gemeinsames Essen und Geldauszahlung

Am Ende des Zusammentreffens speisten die Kinder und deren Erziehungsberechtigte zusammen mit den Lehrern. Nach dem leckeren Essen und einer kurzen Verdauungspause erhielten die Kinder ihre monatliche Unterstützung und gingen nach einer herzlichen Verabschiedung glücklich und gesättigt nach Hause.

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