Vom Strassenkind zum Lehrer - eine Erfolgsgeschichte

Ein Text von SOS-Kinderdörfer weltweit über unser Straßenkinder-Projekt und eine Danksagung aus Kabul.

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Mit der Tischlerwerkstatt hat das Straßenkinder-Projekt in Kabul begonnen. Sie war und ist besonders wichtig für die Kinder und Jugendlichen. Vor allem den Kindern, die ein sehr negatives Selbstwertempfinden und geringes Selbstbewusstsein besitzen, verhilft es wieder zu Stärke in ihrem Leben. Auf der Straße werden die Kinder sehr oft beleidigt, geschlagen und teilweise missbraucht. Im Tischlerkurs sehen die Straßenkinder mit eigenen Augen, wie sie Tag für Tag ihr Handwerk verbessern.

Es ist es sehr schwierig für die Straßenkinder, die noch nie in der Schule waren und den gesamten Tag auf der Straße verbringen, still in einem Klassenraum zu sitzen und theoretischen Lehreinheiten zu folgen. Da kommen die praktische Tätigkeit innerhalb der Tischlerlehre und die damit einhergehenden, persönlichen Erfolge wie gerufen. Ein ehemaliges Straßenkind, dessen Geschichte wir besonders hervorheben möchten, ist eines der ersten Kinder, die zu uns ins Straßenkinder-Projekt kamen und direkt an der Tischlerlehre teilgenommen haben. Er hatte zu dem damaligen Zeitpunkt nie die Schule besucht und konnte kaum Schreiben. Als eines der besonders ambitionierten Kinder entdeckte der kleine Junge seinen Spaß und seine künstlerische und spezielle Begabung beim Tischlern und der traditionellen Holz-Kerbkunst. Über die Jahre hinweg verlor er nie seine Leidenschaft für das künstlerische Werken und verbesserte sich stets.

Mittlerweile ist der junge Mann volljährig, erhält bald sein Abitur und widmet sich vom ganzen Herz den anderen Straßenkindern. Denn er leitet einen beachtlichen Kurs von mehr als 15 Kindern innerhalb der Tischlerlehre in unserem Straßenkinder-Projekt. Nun erhält er von uns sogar ein Gehalt. Die anderen Kinder und Jugendlichen schauen natürlich zu ihm auf und sehen ihn als Vorbild, das genau wie sie selbst mal klein angefangen und es durch das Projekt weg von der Straße hin zur Bildung geschafft hat und außerdem seine Familie mit ein wenig Geld unterstützen kann.

Starke Mädchen für eine starke Gesellschaft

Im Straßenkinder-Projekt von KUFA e.V. gibt es auch ein Programm zur Stärkung der Mädchen und heranwachsenden Frauen. In Afghanistan wurde die weibliche Bevölkerung seit der Taliban-Herrschaft massiv von den Männern unterdrückt und benachteiligt. Deshalb bedarf es nun vielen weiblichen Vorbildern für die positive Entwicklung hin zur Gleichberechtigung der Geschlechter.

Zwei Studentinnen, die gleichzeitig nationale Taekwondo-Schwarzgurte sind, besuchen regelmäßig das Straßenkinder-Projekt. Hierbei lehren sie die Mädchen, wie sie sich im Alltag in schwierigen Situationen richtig verteidigen können. Die Mädchen freuen sich jedes Mal so sehr, wenn die Studentinnen kommen. Der Selbstverteidigungskurs ist äußerst wichtig für die Entwicklung eines gesunden Selbstwertgefühls der Mädchen. Gleichzeitig trägt er enorm zur Emanzipation bei, weil gleichzeitig sowohl die Jungen als auch die Mädchen beim Selbstverteidigungskurs anwesend sind.

Zusätzlich inspirieren die Studentinnen die Mädchen durch sehr gute Denkanstöße. So erfahren die Kinder und Jugendlichen, dass Mädchen und Jungen von Anfang an denselben Wert haben und Mädchen auch den traditionellen Tätigkeiten der Männer, wie z. B. dem Tischlern, nachgehen können, ohne dass sie sich dabei unwohl fühlen müssten. Nach und nach werden so alle Hemmungen gegenüber stereotypisierten Geschlechterbildern abgebaut und die Mädchen blühen immer mehr auf. Sie trauen sich verschiedenste Hobbys auszuprobieren und in unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen aktiv zu werden.

Ein herzliches DANKE aus Kabul

2009 wurde das Witwen- und Waisenhaus von Kufa e.V. in Kabul durch staatliche Korrupti- on geschlossen. [...] Gemeinsam mit Rahman Nadjafi (Vorstand von Kufa e.V.) und seinem Team mit der Unterstützung von Gutes Tun und SOS-Kinderdörfer weltweit haben ich und meine freiwilligen Mitarbeiter ein neues Haus gefunden und arbeiten seitdem gemeinsam an unserem „Straßenkinder Projekt Kabul“. [...] Unser Ziel ist es, dass die Kinder frei von ethnischen Vorur- teilen aufwachsen können. [...] Es gibt einige Mädchen und Jungs, die heute aus unserem Projekt heraus studieren [sie] kümmern sich in ihrer Freizeit weiter um die jüngeren Kinder in unserem Haus, das wir liebevoll „kashana“ – das bedeutet „Nest“ – nennen. [...]

Ein herzliches Dankeschön an alle Spenderinnen und Spender!
Euer Baqi Samandar

Vorstandsvorsitzender von „Afghanistan Street Children Relief Charity Organisation“

Samandar

Baqi Samandar hat in Hamburg gelebt und gearbeitet. Er kehrte nach Kabul zurück, um sich um die Straßenkinder zu kümmern.

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