Entscheidung der Taliban - Bildungsverbot für Mädchen

Nach dem Umzug in unser neues Haus in Kabul entwickelte sich unser Straßenkinder und Familien Projekt gut. Die Kinder hatten sich gut eingelebt, alles ging voran bis die Taliban-Regierung vor kurzem angeordnet hat, dass Frauen weder arbeiten noch studieren und Mädchen nicht mehr zur Schule gehen dürfen.

Das hat uns alle schockiert. Es betrifft uns auf jeder Ebene: Die Studentinnen können die Seminare nicht mehr geben, unsere Lehrerinnen und Mädchen sitzen zu Hause, sind verunsichert und unglücklich.

Doch bei all dem Schrecken herrscht in Kabul die Stimmung, dass dieser Zustand nur vorübergehend sein wird, da es zwei Gruppierungen von Taliban gibt, die zur Zeit gegeneinander arbeiten. Zum einen die radikal islamistischen, welche das Verbot ausgesprochen haben, zum anderen die fortschrittlicher gesinnten Taliban, die durchaus möchten, dass auch der weibliche Teil der Bevölkerung Zugang zu Bildung hat.

Schon gestern wurde ein Teil des Verbots zurückgenommen, da man bemerkt hat, dass die komplette medizinische Versorgung für Frauen und Mädchen, welche ja ausschließlich von weiblichen Ärztinnen und Hebammen behandelt werden dürfen, ausgefallen ist. Das wollte man dann doch nicht. 
In der Konsequenz geht es nun gar nicht anders, als dass über kurz oder lang Mädchen wieder die Schule besuchen können, letztendlich gäbe es sonst keine Krankenschwestern und Ärztinnen mehr.
Außerdem zeigt der Druck aus dem Ausland, alle Hilfen einzufrieren, sollte das Verbot nicht zurückgenommen werden, Wirkung.

In unserem Projekt verfahren wir so, dass für einen Monat erst einmal alle weiblichen Teilnehmer vorsichtshalber zu Hause bleiben. Unsere Lehrerinnen erhalten natürlich weiter ihr Gehalt und die Studentinnen ihre monatliche Unterstützung, wie auch alle Mädchen. Unsere Lehrer halten den Kontakt, möglichst persönlich oder auch per Telefon.

Eine besondere Aufgabe für sie ist es, den Jungen, die unsere Einrichtung besuchen, zu vermitteln, dass es ganz und gar nicht richtig ist, die Mädchen auszuschließen. Konsequent und intensiv wird täglich Solidarität mit den Frauen und Mädchen gefördert.
Die Jungen erhalten sozusagen gerade einen Intensivkurs in Gleichberechtigung der Geschlechter.

Wir möchten langfristig Computer für alle unserer Frauen und Mädchen anschaffen, um im Notfall Homeschooling machen zu können. Das Problem dabei ist, dass längst nicht alle Strom zu Hause haben. Es müßten also zuerst Solarzellen für die entsprechenden Wohnplätze angeschafft werden. Das wird ein längerer Prozess aber wir arbeiten daran und sind sehr, sehr dankbar für jede Spende!

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