Zusammentreffen der Kinder und Familien im Februar 2016

Zu dem Treffen am 11.02.2016 wurden 79 Kinder mit ihren Begleitpersonen in unser Haus eingeladen. In Diskussionen wurden verschiedene Themen behandelt.

Bericht aus Kabul von Karim Raschid

In diesem Monat wurde der Zivilaktivist Dr. Ali Parweez ins Haus geladen, der die didaktischen Diskussionsrunden für die Kinder einleitete. Er hat sich die hauseigene Tischlerwerkstatt sowie die Elektrik- und Computerkurse angeschaut und war sowohl von der Arbeit der Kinder als auch von der Arbeit der Lehrer begeistert.

Ausserdem hat er sich sehr positiv über die Arbeit von KUFA e.V. in Afghanistan geäußert, da diese insbesondere den Kindern und somit der Zukunft des Landes hilft.

Dr. Ali Parweez war beeindruckt von der Motivation der Kinder, ihren Stundenplan einzuhalten und deren Neugier, Neues auch ausserhalb ihrer regulären Schulzeiten zu lernen. Er empfand es als besonders schön, dass die Kinder, die ihre Prüfungen zuerst nicht bestanden hatten, diese beim zweiten Versuch alle gemeistert haben.

Einer der Jungs, Rahib, war zunächst in sechs Fächern durchgefallen, konnte sich aber dennoch motivieren, weiter am Ball zu bleiben, und meisterte vier Tage später alle Prüfungen. So hat er es geschafft, in die achte Klasse versetzt zu werden.

Anschließend besuchte Herr Parweez die verschiedenen Ferienkurse für die Kinder, von deren reichhaltigem Lernangebot er sich ebenfalls beeindruckt zeigte.

Da das Jahr sich in Afghanistan langsam dem Ende zuneigt und Nawroz (das Neujahrsfest, bzw. der „neue Tag“) zum Frühlingsanfang ansteht, wurden die Kinder über die Geschichte dieses Festes aufgeklärt, und es wurde auch über die Feierlichkeiten zum Jahreswechsel in anderen Kulturen gesprochen.

Aus diesem Anlass wurde mit den Kindern zur Veranschaulichung eines „Neubeginns“, des Erwachens der Natur, eine Erkundungstour durch den Garten unternommen, bei der die Kinder die Knospen und Blüten im Garten des Hauses entdecken und unter die Lupe nehmen konnten.

Eine junge Frau hat selbstgestrickte Socken für die Kinder mitgebracht, so dass sie alle mit wohlig warmen Füßen ins neue Jahr starten können. Alle Kinder waren erfreut über das nette Geschenk und bedankten sich herzlich.

In diesem Monat haben die Tischlerjungen zwei wunderschöne Schränke als Geschenk für das „Roya Film House“ angefertigt. Einige der Kinder konnten dort vor kurzem in einem Fimprojekt mitwirken. Die Mitarbeiter des „Roya Film House“ waren begeistert von der filigranen Ausarbeitung der außergewöhnlichen Holzschnitzkunst und bedankten sich sehr herzlich bei KUFA e.V. und den Tischlerjungen.

Ajmal, einer der besonders begabten Tischlerjungen, hat ganz alleine einen kleinen Tisch konzipiert und komplett mit eigenen Händen fertig gestellt. Außerdem hat Ajmal ein Flugzeug aus Holz gefertigt. Dazu sagte er, es sei sein Traum, in Zukunft ein richtiges Flugzeug zu bauen, womit er überall hinfliegen könne.

Die Kinder und Jugendlichen finden sich täglich zusammen, um morgens vor dem Unterricht gemeinsam Sport zu treiben. Sie spielen meistens erst einmal ein wenig im Garten, wobei sie den verschiedensten Tätigkeiten nachgehen. Es wird herumgetobt, Fangen und Fußball gespielt, Seil gesprungen, sonstige akrobatische Meisterleistungen vollbracht und Selbstverteidigung geübt. Natürlich sind stets Aufsichtspersonen anwesend.

Es ist schön, zu beobachten, dass die Kinder ihre Freizeit selbst gestalten und die Älteren unter ihnen ein Verantwortungsgefühl für die jüngeren Kinder entwickelt haben, und sie sich gemeinsam immer neue Spiele und sonstige Aktivitäten ausdenken.

Da der Platz im Garten schnell mal für die aufbrausende Energie der Kinder zu klein wird, besteigen die Kinder und Jugendlichen tagtäglich zusammen den Berg hinterm Haus und betreiben selbst oben noch ihren morgendlichen Sport. Sie sind alle sehr begeistert von ihren selbsterstellten Sportkursen und berichten, dass sie sich so energetisch ausgeglichen sehr gut auf den Unterricht im Haus und in der Schule konzentrieren können. Keiner von ihnen will mehr auf den täglichen Frühsport verzichten.

Im Vorfeld wurde mit den Kindern und Jugendlichen abgesprochen, dass diejenigen unter ihnen, die bei der Zeugnisvergabe Erster, Zweiter und Dritter in ihren Klassen werden, eine Auszeichnung von KUFA e.V. erhalten.

Insgesamt bekamen zehn Kinder eine Auszeichnung. Diese wurden von Journalisten und Zivilaktivisten übergeben, damit den Kindern bewusst wird, dass sich auch gebildete Leute für sie und ihre Lebensverhältnisse interessieren. Besonders wichtig war dabei, dass in den Kindern das Bewußtsein geweckt wurde, das sie nichts vom erfolgreichen Bildungsbürgertum unterscheidet und sie alles was sie wollen erreichen können. Diese Motivation wurde durch den Zuspruch der Journalisten und Zivilaktivisten bestärkt. Die Ersten unter den Kindern bekamen zusätzlich zu der Auszeichnung 20 $, die Zweiten 15 $ und die Dritten 10 $.

Alle Frauen, die die Auszeichnungen übergaben, haben die Kinder besonders über die Geschlechterübergreifende Gleichberechtigung in allen Altersklassen und sozialen Schichten aufgeklärt (Es waren dies: Frau Farai, Regisseurin und Aktivistin der Frauenbewegung, Dr. Freshta, Aktivistin der Frauenbewegung, Frau Nuria, Ärztin und Aktivistin der Zivilgesellschaft, Frau Nargis, Jurastudentin der Universitaet Kabul und Aktivistin der Frauenbewegung, Frau Eschebacher, Journalistin, und Frau Saidy, Schrifstellerin).

Die Frauen waren sehr angetan von der Lebensgeschichte einer alleinerziehenden Mutter, deren drei Kinder von KUFA e.V. unterstützt werden. Sie erzählte aus ihrem täglichen Leben und davon, dass 12 Menschen aus ihrer Familie im Krieg verstorben sind. Alle Frauen entschlossen sich, nicht nur die besagte Dame, sondern auch weitere Familien, die noch auf der Straße leben und leider noch nicht von KUFA e.V. betreut werden können, in Zukunft mit allen erdenklichen Mitteln zu unterstützen.

Außerdem war diesmal Pedram Abdel Udud, der Direktor einer Privatschule, anwesend. Er war sehr beeindruckt von der Entschlossenheit, der Lernmotivation und den erbrachten Leistungen der Kinder und hat sich sehr ausführlich mit vielen von ihnen unterhalten. Er motivierte die Kinder zudem sehr, alles für ihren Traum zu geben und stets fleißig zu sein, um auch in Zukunft ihre Familie und den Aufbau des Landes unterstützen zu können.

Er bekräftigte, dass er ein großes Herz für die arme Bevölkerung Afghanistans habe und vermerkte zudem, dass er sich bewusst darüber sei, in welch schlechtem Zustand sich das Bildungssystem in Afghanistan im internationalen Vergleich befindet, wovon besonders die staatlichen Schulen betroffen seien.

Den besten Schülern, die von KUFA e.V. betreut werden, hat Herr Udud ein Stipendium an seiner Privatschule angeboten, so dass sie qualifizierteren Unterricht gratis in Anspruch nehmen können. Zum Ende hin begeisterte er die Kinder mit folgendem Zitat: „Das Eröffnen einer Schule ist mit dem Schließen eines Gefängnisses gleich zu setzen - Wer eine Schule eröffnet, schließt damit ein Gefängnis.“

Vor einem Monat erhielten die Mütter und die Mädchen Wolle und Häkelnadeln, damit sie sowohl für sich selbst Kleidung herstellen als auch welche verkaufen können. Nun bringen die erfahrenen Frauen und Mädchen den Neulingen Stricken und Häkeln bei, so dass schon mehrere Strick- und Häkelgruppen entstanden sind. Bei diesem Treffen wurden schon viele schöne Pullover, Handschuhe und Handytäschchen präsentiert.

Die Frauen und Mädchen verstehen sich inzwischen deutlich besser und unternehmen auch immer öfter privat etwas miteinander.

n diesem Monat sind 25 Kinder, die offiziell nicht von KUFA e.V. unterstützt werden, trotzdem jeden Tag im Haus eingetroffen, um am bestehenden Lehrplan und den verschiedenen Kursen teilzunehmen. Sie haben zum Ende des Monats eine kleine Spende zwischen 500 und 1000 Afghanis erhalten. Von dem gespendeten Geld der Hilfsorganisation „GUTES TUN“ hat Herr Baqi Samandar Kleidung und Verpflegung für diese Kinder angeschafft.

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