Der Winter ist die beste Zeit für die Kinder sich auf die Schule und die bevorstehenden Prüfungen vorzubereiten. Wir hatten diesen Winter erstmals mehr Lehrkräfte zur Verfügung, die die wachsende Anzahl der Kinder betreuen konnten. Insgesamt werden 150 Kinder und Jugendliche in fünf verschiedenen Klassen unterrichtet.
Neben dem Tischler- und Elektrikkurs gibt es auch normalen Unterricht. Zuerst werden sämtliche Unterrichtsfächer, die auch in der normalen Schule abgehandelt werden, unterrichtet. Anschließend nehmen die Kinder und Jugendlichen dann an den Werkkursen teil.
Da nicht alle Familien Geld für Lernmaterialien hatten und die Kinder und Jugendlichen in diesem Monat besonders viel lernen mussten, haben wir alle mit Stiften und Heften versorgt. In einer der Klassen wurde ein Projektor angebracht, der von allen Kindern genutzt werden kann, die natürlich aus dem Häuschen waren und sich darauf freuen, die ersten Lehrfilme anzuschauen.
Diesen Monat hatten wir besonderen Besuch bei uns im Zentrum: Ein Journalist vom afghanischen Fernsehen hat sich das Projekt angeschaut und eines unserer Kinder über das Leben und die Arbeit auf den Strassen Kabuls interviewt.
Safiuallah erzählte dem Journalisten, wie er damals auf der Straße angesprochen und gefragt wurde, warum er nicht zur Schule gehe. Etwas später wurde er ins KUFA-Zentrum eingeladen und nahm als einer der ersten am Tischlerkurs teil. Heute besucht er erfolgreich die Schule, arbeitet nicht mehr auf der Straße und gehört zu den besten aus dem Tischler- und Holzkerb-Kunstkurs. Sein Interview wurde im Anschluss im afghanischen TV ausgestrahlt, was die anderen Kinder natürlich mega beeindruckte und uns alle sehr freute.
Solche Berichte, vor allem die Aussagen der betroffenen Straßenkinder, sind sehr wichtig für das Bewusstsein der afghanischen Gesellschaft. Die Bürger müssen verstehen, dass kein einziges Kind auf der Straße arbeiten sollte, sondern seine Kindheit genießen und die Schule besuchen sollte. Vor allem zeigt ihnen das Beispiel von Safiuallah, wie sehr die Kinder unter der Arbeit auf der Straße leiden und was für ein enormes Potential in ihnen steckt, das nur geweckt werden muss. Für die meisten Bürger Kabuls ist es leider selbstverständlich, dass Kinder seit frühestem Alter auf der Straße arbeiten, um ihre Familien zu unterstützen.
Ajmal war für zwei Monate in der Türkei, um ein krankes Kind zu einer Untersuchung zu begleiten, und wurde nach seiner Rückkehr herzlich von den Kindern und Betreuern in die Arme geschlossen. Natürlich hatte er viel zu erzählen und alle waren gespannt darauf zu erfahren, was er erlebt hatte.
Aber vor allem erzählte er den anderen Kindern, dass er genauso sei wie sie. Er hat vor einigen Jahren noch für einen Hungerlohn Autos auf der Straße gewaschen und hätte damals nicht geglaubt, irgendwann mal ins Ausland reisen zu können.
Ajmal hat sich herzlich bei KUFA e.V. und speziell bei Herrn Samandar bedankt, dass er diese Chance bekommen hat. Nun ist er weiterhin bestrebt, sein Bestes in der Schule und im Tischler- und Holzkerbkunstkurs zu geben.
In diesem Monat hatten die Kinder besonders viel Glück und noch einen zweiten, ebenfalls besonderen Gast: Eine äußerst nette ausländische Journalistin aus Frankreich besuchte unser Zentrum und fotografierte viel, um den Leuten im Ausland zu zeigen, dass eine gewaltige Strassenkinder-Problematik in Afghanistan vorherrscht, KUFA e.V. nun jedoch bereits sehr vielen Kindern helfen konnte, erfolgreich die Schule zu besuchen. Die Kinder waren begeistert und folgten der Journalistin auf Schritt und Tritt, um mehr über sie und ihre Heimat zu erfahren.
vor Kurzem wurde ein weiteres Mädchen namens Mona bei KUFA e.V. aufgenommen. Sie ist kein Strassenkind, aber hat einen sehr schweren Unfall gehabt. Bei einem Anschlag vor etwa zwei Jahren hatte sie alle Zehen verloren. Bei diesem Anschlag sind fast 400 Menschen getötet worden, darunter viele Freunde und Nachbarn Monas.
Zu guter Letzt wurde wie immer gemütlich miteinander gegessen. Und nachdem die Kinder ihre monatliche Unterstützung erhielten, wurden sie herzlich von unsere Betreuern verabschiedet und gingen glücklich und gesättigt mit ihren Eltern nach Hause.