Treffen am internationalen Frauentag in unserem Straßenkinder-Projekt

Am 8. März haben wir in unserem Projektzentrum (Kashana) in Kabul mit den Kindern und ihren Erziehungsberechtigten den internationalen Frauentag gefeiert.

Die Kinder und Jugendlichen kamen zusammen mit ihren Erziehungsberechtigten in unser Kashana und wurden herzlich von den Mitarbeitern unserer Partnerorganisation ASCRCO begrüßt.

Baqi Samandar, der Vorsitzende unserer Partnerorganisation ASCRCO in Kabul, eröffnete die Veranstaltung an diesem wunderschönen Tag und begrüsste insbesondere die Mädchen und Frauen. Er wünschte den Frauen in Afghanistan und aller Welt Mut, Kraft und internationale Solidarität in ihrem Kampf um Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit, insbesondere denen, die unter dem Joch unmenschlicher Männerherrschaft leiden müssen.

Zu diesem Anlass haben unsere Kinder einen Poetry-Slam veranstaltet. Die Kinder und Jugendlichen und die Lehrer haben Gedichte vorgetragen, in denen es um Kinderrechte, Frauenrechte und Gleichberechtigung geht. Der ganze Poetry-Slam hatte eine sehr schoene, poetische und inspirierende Stimmung. Es wurde klargestellt, dass eine wichtige Voraussetzung für die Befreiung aus der Unterdrückung eine hinreichende Bildung und Ausbildung ist. Dieses Ziel verfolgen wir bisher erfolgreich, und werden dies auch in Zukunft tun.

Zum Frühlingsbeginn in diesem Monat haben die Mädchen und Jungs sowohl im Hof vom Kashana als auch draussen einige Bäume und Blumen gepflanzt, damit in den kommenden Jahren unser Hof und das Land immer grün ist, schöne Luft hat und bunte Blumen blühen. Bei allen Tätigkeiten wird ein besonderes Augenmerk auf Umweltbewusstsein und ökologisch sinnvolles Handeln gelegt.

Auch der Klimawandel und seine Bedrohung für die Erde ist ein großes Thema sowohl für die Kinder und Jugendlichen als auch für die Mitarbeiter des Projekts. Denn unser Ziel ist es, fortschrittliches Wissen und Bewusstsein zu vermitteln. Jeder Baum und jede Blume, die gepflanzt werden, bringen der Natur und auch dem Menschen etwas Gutes. So wurde mit Begeisterung zum Frühlingsanfang diese Pflanz-Aktion von allen voller Elan, Liebe und Hingabe durchgeführt.

In Vereinbarung mit unserer Partnerorganisation ASCRCO in Kabul haben wir schweren Herzens beschlossen, wegen der Coronavirus-Pandemie unser Zentrum ab dem 15. März erst einmal zu schliessen, um die Kinder zu schützen. In der Zeit davor wurden die Kinder und Jugendlichen schon intensiv von unserem Projektleiter und Kassenwart vor Ort, Herrn Dr. med. Karim Rashed, über die Gefahren des Virus aufgeklärt, in hygienischen Maßnahmen geschult und mit Gesichtsmasken ausgestattet. Bisher sind unsere Kinder und Mitarbeiter gesund geblieben.

Die monatliche finanzielle Unterstützung bringt nun Herr Dr. med. Rashed zusammen mit dem Tischlerei-Lehrer des Projekts, Herrn Ajmal, jedem einzelnen Kind direkt an die Haustür.

Das gesamte Personal unseres Straßenkinder- und Familien Projektes erhält weiterhin sein bescheidenes Gehalt. Es wird von jedem einzeln zu verschiedenen Zeiten bei Herrn Dr. med. Rashed abgeholt.

Wir hoffen sehr, dass wir unser Haus bald wieder für unsere Kinder und Jugendlichen öffnen können. Alle Kinder haben große Fortschritte gemacht, sowohl in der Schule als auch bei den praktischen Ausbildungszweigen und vor allem in der Stärkung ihres Selbstvertrauens und Selbstwertgefühls.

Zur Zeit fällt das monatliches Geld der Lebensmittel für die Kinder, Jugendlichen und unsere Projektmitarbeiter vor Ort weg, und wir sparen einiges an Nebenkosten, weil keine Kinder mehr im Zentrum sind. Die Kinder bekommen deshalb alle 1.000 Afghani mehr, also erhalten sie nun 3.000 statt 2.000 Afghani, damit sie und ihre Familien mehr Geld für Lebensmittel haben.

Die Summe, die wir in diesem Monat an Lebensmitteln sparen, beträgt insgesamt 1.400 Euro. Diese haben wir fair auf alle unsere 41 Mitarbeiter vor Ort in Kabul aufgeteilt. Die LehrerInnen haben durch das extra Geld nun die Möglichkeit, ihre Schüler jeden Tag anzurufen und sich selbst und ihren Familienangehörigen mehr Lebensmittel zu kaufen.

Die Erziehungsberechtigten der meisten unserer Kinder haben nur ein günstiges Prepaid-Handy ohne Vertrag. Denn in Kabul kann sich nicht jeder ein Smartphone leisten. Die meisten Menschen sind dafür einfach zu arm. Deshalb ist es die Aufgabe unserer Lehrkräfte, regelmäßig Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen herzustellen. Die Kinder bekommen von unseren LehrerInnen Hausaufgaben über das Telefon übermittelt. Um zu schauen, ob sie bei ihren Hausaufgaben Hilfe brauchen oder allgemeine Verständnisprobleme bei gewissen Sachverhalten haben, werden die Kinder von den LehrerInnenn an jedem Tag angerufen.

Damit die LehrerInnen sich untereinander in dieser neuartigen Situation gut absprechen können, hat Baqi Samandar ein tägliches Telefongespräch von 20-22 Uhr mit allen LehrerInnen vor Ort vereinbart. Er ruft die Lehrkräfte nacheinander an und kommuniziert mit ihnen via WhatsApp. Er klärt, ob sie selbst und ihre Schüler und deren Familienangehörige gesund sind und ob sie irgendwas wichtiges oder spezielles zu berichten haben.

Die gemeinsame Arbeit von ASCRCO und KUFA e.V. läuft einwandfrei. Bisher hat sich unser Team vor Ort sehr gut auf die Situation einstellen können und blickt dieser Krise hoffnungsvoll und motiviert entgegen.

Nicht nur die Corona-Pandemie, auch die politische Lage in Afghanistan ist äußerst gefährlich für die Menschen dort. Das sogenannte Friedensabkommen zwischen Amerikanern und Taliban, welches ausschließlich beider Interessen schützt, bringt Menschenrechte, Frauenrechte und die bescheidenen Fortschritte, die bisher erreicht wurden, in größte Gefahr. Besonders Mädchen und Frauen leben in großer Angst vor dem wachsenden Einfluß der Taliban.

Wir, ASRCO und KUFA e.V., werden mit ganzer Kraft und Mut unser Straßenkinder- und Familienprojekt fortführen. In dieser schweren Zeit sind wir mehr denn je auf Spenden angewiesen, und so bitte wir Sie, in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis von unserer Arbeit zu erzählen, um neue Spender zu gewinnen.

"Auch wenn ich wüßte, dass morgen die Welt untergeht, so würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen." In diesem Sinne wünschen wir Ihnen, trotz allem, frohe Ostern. Bleiben Sie gesund und passen Sie gut auf sich auf!

Um die Kinder und Jugendlichen weiterhin in dieser Situation zu unterstützen, spenden Sie bitte an unser Spendenkonto.

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