Das Konzept unseres Straßenkinder-Projektes in Kabul

Ziel des Projektes ist es, durch Bildung und finanzielle Unterstützung möglichst vielen Kindern zu einer besseren Zukunft zu verhelfen.

Konkret bedeutet dies einerseits Zugang zu Bildung bzw. Schulunterricht für die Kinder, und andererseits die ideelle und gegebenenfalls finanzielle Unterstützung der Familien. So werden die Kinder auch von der Notwendigkeit befreit, durch Arbeit auf der Straße Geld für ihre Familien verdienen zu müssen.

Wir haben zur Zeit drei Häuser, genannt "Kashanas" (Nester), in welchen wir den Kindern einen sicheren Ort bieten, an dem sie theoretisch und praktisch unterrichtet werden, spielen und entspannen dürfen und mit einer warmen Mahlzeit versorgt werden.

Ideelle Grundlage

Auf der Basis von Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen, von Religionen, Völkern und Stämmen, Behinderten und Nichtbehinderten soll den Kindern ermöglicht werden, ihre Individualität frei zu entfalten. Vermittelt werden Fertigkeiten, welche den Kindern konkrete Perspektiven für die Zukunft bieten, sei es ein Studium oder Selbstständigkeit im handwerklichen Bereich.

Pädagogischer Ansatz

Jedem Kind wird mit größtem Respekt begegnet, eine Erfahrung, die viele Kinder zum ersten Mal erleben. Kinder, die auf Grund ihrer schlimmen Erlebnisse und Traumatisierungen noch nicht in der Lage sind, einem Unterrichtsgeschehen zu folgen, wird zunächst eine praktische Betätigung angeboten. Dies führt schnell zu Erfolgserlebnissen, wodurch die Selbstsicherheit gestärkt wird und sie schließlich bereit für den schulischen Unterricht sind.

Bildungsangebote

Die Kinder besuchen die staatlichen Schulen. Bei uns erhalten sie Nachhilfe in allen Fächern und darüber hinaus Unterricht, der weit über die staatlichen Angebote hinaus geht. Dies sind z.B. Computerkurse, Kunst, Sport und Ethik. Thematisiert werden auch die internationalen Kinderrechte, Gleichberechtigung in allen Facetten und Toleranz gegenüber anderen Volksgruppen. Gelebt wird dies ohnehin ganz praktisch im täglichen Zusammenleben.

Damit die Familien mit der Entwicklung der Kinder mitkommen und diese verstehen, werden sie einmal im Monat zu einem kleinen Seminar mit entsprechenden Themen eingeladen.

Das Angebot an praktischer Ausbildung ist vielfältig. Die Kinder und Jugendlichen können sich hier ihrem Alter und ihren Interessen entsprechend nicht nur praktisch erproben und handwerkliches Geschick entwickeln, sie lernen auch "für's Leben".

Auf einem großen Grundstück lernen die Kinder aller Altersstufen ökologischen Landbau.

Es gibt eine Schneiderei, in der unter Anleitung einer Schneiderin Kleidung für den eigenen Bedarf angefertigt wird.

In der Tischlerwerkstatt wird neben den klassischen Tischlerarbeiten wie Holzkonstruktionen für den Hausbau, Fenster, Türen und Mobiliar auch Kunstschnitzerei nach nuristanischer Art von einem Meister vermittelt. Auch lernen die Jugendlichen fachmännisch mit Zement umzugehen und damit zu bauen. Klempnern steht ebenfalls auf dem Programm.

Im Elektronik-Kurs werden neben Grundkenntnissen auch die Anwendung ökologisch sinnvoller Energien wie Solar- und Wasserkraft studiert und praktisch umgesetzt.

Die Jugendlichen haben bereits den Ausbau der drei Kashanas unter der Leitung von Fachleuten selbst bewerkstelligt, andere haben ein Studium aufgenommen und arbeiten als Lehrer im Projekt.

Zur Zeit beteiligen sich ca. 800 Kinder und Jugendliche, und täglich werden es mehr.

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