Frohe Weihnachten

Hier freut man sich auf Weihnachten, und unsere Kinder und Familien in Kabul freuen sich, dass sie nach längerer Zeit endlich wieder zur Schule gehen können.

Nach der Machtübernahme der Taliban war für uns ganz klar, dass wir auf jeden Fall das Projekt fortführen und die Kinder und Familien nicht im Stich lassen. Um das erfolgreich tun zu können und um eine Gefährdung der Kinder, besonders der Mädchen und Frauen und unserer Mitarbeiter auszuschließen, ist es notwendig, mit den Taliban positive Kontakte zu knüpfen, was bisher gut gelungen ist. 

Nach Absprache mit den Taliban wurden alle drei Kashanas  nach der ersten Schockstarre nach dem Machtwechsel wieder geöffnet. Lange haben die Kinder die Kashanas vermisst, in denen sie lernen und spielen dürfen und auch täglich eine warme Mahlzeit erhalten.
Nach Vorschrift der Taliban werden die Mädchen und Jungen nun leider getrennt voneinander unterrichtet. In einem Kashana (Nest, Bildungszentrum) lernen ausschließlich Mädchen und junge Frauen und in den anderen beiden Kashanas Mädchen und Jungs getrennt von einander. Für die kleinen Mädchen und Jungen darf gemeinsamer Unterricht in einem Raum stattfinden. 

Die Werte, die unserer Arbeit zu Grunde liegen, bleiben unangetastet und sind nach wie vor das Fundament für eine Erziehung zu geistig freien, toleranten und gleichberechtigten Menschen. Es ist wichtig, dass sich die Kinder weiterhin unabhängig von ihrem Geschlecht als ebenbürtig erachten und sich als gleich starke Mitglieder einer Gesellschaft, die beruhend auf gegenseitigem Respekt und Nächstenliebe im Zusammenhalt arbeitet und funktioniert, empfinden. Die Mädchen, die zu uns kommen, gewinnen deutlich an Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit, was auch in Zukunft so sein wird.
 
Die Lage in Afghanistan ist in allgemeinen sehr schlecht. Durch den bevorstehenden Winter  wird die Krise noch verschlimmert. Der größte Teil der Bevölkerung hat keine Arbeit und kein Geld. Auch Familienväter aus dem Mittelstand schicken nun zunehmend ihre Kinder, Jungen und Mädchen, zum Betteln auf die Straße, damit sie ein Stück Brot für die Familie nach mit Hause bringen können.
Das bedeutet, dass auch der Zustrom von Kindern in unsere Kashanas beständig wächst.
Wir sorgen dafür, dass wir in unserem Lager immer genügend Vorräte haben, um unsere Kinder und Mitarbeiter satt zu bekommen. Die Kinder, deren Familien es besonders schlecht geht, dürfen auch Grundnahrungsmittel mit nach Hause nehmen. 

Bitte helfen Sie uns, dass wir auch weiterhin für die Straßenkinder von Kabul einen sicheren Zufluchtsort bieten und die Familien unterstützen können.
Wir danken Ihnen herzlich, auch im Namen unserer Kinder, Familien und Mitarbeiter für Ihre treue Unterstützung und wünschen Ihnen eine besinnliche Adventszeit und frohe Weihnachten.

Mit lieben, herzlichen Grüßen
Ihr
Rahman Nadjafi

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