Zusammentreffen der Kinder, Jugendlichen und Familien im August 2016

In diesem Monat kamen insgesammt 109 Kinder und Jugendliche mit ihren Angehörigen in unserem Haus zusammen und wurden herzlich von unseren Mitarbeitern vor Ort begrüßt.

Diejenigen Kinder und Jugendlichen, welche Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben von Farsi und Pashto haben, erhalten nun intensivere Förderung und Unterstützung beim Erlernen der Sprachen.

Alle haben ihre Zeugnisse mitgebracht, damit die Lehrer die diesjährigen Leistungen mit denen vom letzten Jahr vergleichen können. Eines der Mädchen im Projekt, Marsya, hat über die erworbene Unabhängigkeit Afghanistans gegenüber England einen Vortrag gehalten.

Im Anschluss fragte ein anderes Mädchen die restlichen Kinder und Jugendlichen, ob Afghanistan nun ein freies und unabhängiges Land sei.

Marsya sagte: „Ich habe zwar erzählt das Amanullah Khan Afghanistans Unabhängigkeit im Jahre 1919 gegenüber England erworben hat, aber ich habe nicht gesagt, dass das Land keine Probleme habe und nun tatsächlich unabhängig und frei ist. Weder die Politik ist gerecht, noch geht es der Bevölkerung gut. Ich finde, zur Zeit können wir nicht von einer unabhängigen Regierung sprechen, weil sich so viele Regierungen aus verschiedenen Ländern in die Politik Afghanistans einmischen und man fast das Gefühl hat von diesen Ländern besetzt zu sein."

Ein weiteres Mädchen erzählte in Bezug auf die mangelnde Sicherheitslage in Afghanistan, dass sie von ihrem Bruder erfahren hatte, dass jemand in der amerikanischen Universität in Kabul ein Selbstmordattentat verübt habe. Dabei sind 13 Menschen getötet und mehr als 40 Menschen verletzt worden.

Im Anschluss sagte sie: „Gott rette unser Land von denjenigen, die unser Land täglich zerstören.“

Ein iranischer Sänger, Muhammad Reza Sharjiyan wurde gefragt, warum alle das Lied „Vogel der Wüste“ so gerne mögen. Ihm wurde geantwortet, weil es das Leid aller Notleidenden ausdrückt. Wir haben den Liedtext hier für Sie zum nachlesen übersetzt. In seinem Lied singt Muhammad Reza Sharjiyan:

"Die Unterdrückung durch die Unterdrücker
Die Qual durch die Jäger
Haben mein Nest Zerstört.
Oh Gott,
Oh Himmel,
Oh Natur,
erhelle unsere dunkle Nacht."

Im Anschluss besprachen die Kinder und Jugendlichen noch gemeinsam das Lied und dessen Bedeutung.

Leider haben wir auch schlechte Neuigkeiten. Zwei der Kinder wurden aus dem Projekt entlassen und werden nicht mehr von KUFA e.V. unterstützt. Die zwei besagten Jungen piesackten einige Mädchen immer wieder, obwohl sie stetig darum gebeten worden sind, dies zu unterlassen. Auch nach mehreren persönlichen Gesprächen waren die beiden Jungen nicht einsichtig und mussten uns so leider verlassen.

Die restlichen Kinder und Jugendlichen wurden selbstverständlich über den Ausschluss der Jungen und die Gründe dafür informiert. Im Anschluss daran wurden sämtliche Jungen und natürlich auch die Mädchen darum gebeten, dass sie sich untereinander stets respektvoll zu einander zu verhalten haben und sich nicht vom Lernen abhalten, sondern gemeinsam ihren Bildungsweg für eine bessere Zukunft anstreben sollten.

Eines der Mädchen fragte im Zuge dessen, warum die Mädchen und Frauen stets Probleme in der Gesellschaft haben und nie gleichberechtigt wie die männlichen Mitmenschen behandelt werden.

Die Mädchen haben auch schon im jungen Alter ein weitreichendes Bewusstsein für ihre Rolle in der Gesellschaft. So zählten alle zahlreiche Aspekte auf, die erklären, warum es Frauen in den verschiedensten Gesellschaften der Welt so schwer haben: Von Anfang an müssen sich die Mädchen in die Rolle der Frau drängen lassen, die ihnen von den Männern aufgedrückt worden ist. Im Benehmen und in ihrer vermeintlichen Kultur müssen sie sich stets nach den Vorgaben der Anderen (Männern) richten und sich deren dogmatischen Normen anpassen.

Heutzutage ist die gesamte Politik und Wirtschaft in der Macht der Männer und die Frauen arbeiten oft für diese. Sowohl die Mädchen als auch die Jungen waren sich darüber einig, dass die Mädchen und Frauen dies nicht akzeptieren und sich niemals unterordnen sollten, weil alle Menschen von Beginn an gleich viel Wert sind.

Den Platz der beiden entlassenen Jungen haben zwei Kinder von unserer Warteliste, afghanische Flüchtlinge aus Pakistan, eingenommen.

Am Ende riefen die Lehrer die Kinder und Jugendlichen nochmal dazu auf, stets fleißig zu sein, zu lernen, sich zu integrieren, weiterzubilden, um so letztendlich die Veränderung zu werden, die sie im Gegenüber und in der Gesellschaft sehen wollen.

Da es nicht genügend Tische und Bänke für die Kinder und Jugendlichen gab, haben die Tischlerjungs mal eben zwei Tische und zwei Bänke in Eigenarbeit angefertigt. Außerdem haben die fleißigen und tüchtigen Jungs sechs weitere Tische für die Büroräume hergestellt, die sie mit der traditionellen und schönen Kerbkunst verziert haben.

Der Elektrizitätskursus ist gut aufgebaut und alle Kinder und Jugendlichen lernen, wie man mit Strom umgeht und machen gute Fortschritte.

Im Anschluss haben alle Kinder und Jugendlichen ihre monatliche Förderung erhalten.

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